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 kununurra   

18-08-2007 (Benno) 

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 Kupang   

20-07-2007 (Benno) 

Ehrenrunde

Wer auf die Karte schaut, oder noch besser, wer von Dompu nach Bima radelt, wird feststellen, dass zwischen diesen beiden Orten etwa 62km liegen. Wenn man dann noch nach Raba zum Büro von Pelni, der indonesischen Schiffahrtsgesellschaft fährt, um einen Fahrschein nach Kupang zu lösen, und wieder zurück, und wenn man dann noch ein wenig in der Stadt rumfahren muss, um ein Hotel zu finden, das weder voll noch ausschliesslich teure Zimmer mit Klimaanlagen hat, dann kommt man auch gut auf über 70km. Ganz unbescheiden habe ich mir aber von Dompu nach Bima 172km gutgeschrieben. Was ist passiert?

Ich habe eine "kleine" Ehrenrunde gefahren, denn wenn ich in Bima das Schiff nach Kupang nehme, dann wird das mein letzter richtige Radeltag in Indonesien, in Asien sein. Und genau das habe ich im Sinn, weil mich in ein paar Tagen Bob's Mannschaft mit seinem Fischerboot von Kupang nach Darwin bringen würde. Eigentlich wäre ich ja gerne auch noch über die Insel Flores gefahren, auch wenn mein Reiseführer explizit davon warnte, mit dem Fahrrad über Flores zu radeln. Die steilen, sich windenden Strassen auf dem vulkanisch-gebirgigen Flores seien nur etwas für Tour-de-France-Praktikanten mit Beinen aus Stahl. Mein Fahrrad ist aus Stahl, und Beine habe ich auch, mit dem Triathlon hatte ich auch schon an einem Radsportwettkampf mitgemacht, da könnte eigentlich gar nichts schief gehen. Vier Tage hätte ich gebraucht, um nach Ende zu gelangen, von wo ich gehofft hätte, ein Schiff nach Kupang zu finden. Aber es sollte also nicht sein, das Schiff nach Darwin war mir wichtiger. Und vielleicht ist es ja auch gut, bin ich nicht in Ende angekommen, denn ich bin noch lange nicht am Ende. Ich liess mir also Flores nehmen. Aber, so beschloss ich, ich lasse mir keinen Meter von Sumbawa nehmen.

Es war halb elf, als ich meinen Fahrschein nach Kupang gekauft hatte, und das Schiff würde erst tags darauf um 16 Uhr fahren. Es sollte also noch gut reichen, die letzten 46km nach Sape zum Fährterminal zu radeln, von wo täglich eine Fähre (Fahrzeit 9 Stunden) nach Flores übersetzt, und eben wieder zurück nach Bima, weil ich doch nicht nach Flores gehen würde. Ja, es müsste sogar noch reichen, am selben Tag hin und zurück zu fahren. Mit vollem Gepäck natürlich, das ist Ehrensache.

Und es wurde tatsächlich eine Ehrenrunde in aller Ehre. Auf dem Weg nach Sape und zurück, über eine 440m hohe Hochebene, die allerdings nicht sehr eben ist, für die Verhältnisse auf Sumbawa aber sehr dicht bewohnt, boten mir die Indonesier nochmals ihr ganzes Repertoir an "Hello Mister!", "Mau ke mana, Mister? (Wohin gehst Du?)", Winken, Rufen, Lächeln, Daumen, die in die Höhe fliegen, und Kinder die auf und ab springen und mir jauchzend nachrennen. Ich hielt nochmals an, für ein Foto eines Knaben, der mit seiner Gitarre auf der Leitplanke sass, für ein Volleyballspiel auf einem ausgetrockneten Terassenfeld, für zwei Knaben, die vor einer Schreinerei Tischtennis spielen.
Ich hielt nicht an, um die Gesichter der freundlich lächelnden, älteren Herren mit zerfurchten Gesichtszügen und traditioneller, moslemischer Mütze zu fotographieren. Ich hielt auch nicht an, um die Familien zu fotographieren, die vor ihren Häuser sassen und mir freudig zuwinkten, als ob sie wüssten, dass ihr Winken für mich ein Abschiedswinken ist. Stattdessen sauge ich diese Bilder in mich ein und winke allen zurück, und ich versuche jeden noch so leisen und entfernten Gruss zu erwiedern. Ich geniesse es, gefeiert zu werden, denn es war wie eine Feier auf diesen 2x46km, wie ein grosses Fest. Über das ganze Gesicht strahlend radle ich mitten durch die begeisterten Leute, zuweilen von meiner wohl sichtbaren Heiterkeit angesteckt. Und zuweilen erwidere ich die Grüsse auch etwas traurig mit einem leisen "Good bye!".
Auf dem Rückweg, 13km vor Bima, weiss ich, dass es von hier nur noch durch den Wald runter geht, bevor ich wieder nach Bima komme. Und ich weiss auch, dass es nicht nur der Fahrtwind war, der mir plötzlich Tränen in die Augen drückte, bevor ich bei Einbruch der Dunkelheit wieder Bima erreichte.

Auf dieser Ehrenrunde wurde ich wohl über tausend mal gegrüsst. Das ist Indonesien, das ist Asien. Und ich fragte mich, wie lange ich in Europa oder Australien wohl radeln müsste, um dieselbe Begeisterung auszulösen, um eine solche Aufmerksamkeit zu erhalten?

--
siehe englisch für einen ausführlicheren Bericht von Bali nach Kupang.

 Darwin   

18-07-2007 (Benno) 

Ein Traum ist wahr geworden! Ich bin mit dem Fahrrad und dem Schiff nach Australien gelangt. Es ist also moeglich! Zuweilen zwar etwas kompliziert, zuweilen anstrengend, ermuedend, nervenaufreibend, ich geb's ja zu, aber insgesamt ist der Land- und Seeweg nach Australien ein wunderbares Erlebnis, eine fantastische Reise. Und es ist, das musste ich auch feststellen, ein ausserordentliches Privileg, wenn man so eine Reise unternehmen kann.

Aber ich bin in Australien angekommen, gluecklich, uebergluecklich. Sechs Jahre lang traeumte ich von dieser Reise, sie schien mir kaum realisierbar. Ein Jahr lang glaubte ich dann doch daran, glaubte, dass es moeglich ist und bereitete mich darauf vor. Und nochmals ein Jahr lang war ich unterwegs, waehrend dem ich zusehen konnte, wie mein Traum Tag fuer Tag, Stueck um Stueck seiner Realisierung und ich Australien naeher kam. Ich bin nun in Darwin, ich habe mich nach Australien geradelt und geschifft, und kann es irgendwie kaum glauben, aber es ist so!

Die letzte Ueberfahrt von Kupang nach Darwin bei rauher See in einem etwa 20m langen Fischerboot mit einer 3-koepfigen indonesischen Crew war sicherlich ein Abenteuer fuer sich. Aber ich werde an anderer Stelle ueber diese Odysee berichten, wie wir zuweilen mit gerade mal drei Knoten ueber und gegen die Wellen tanzend im Zickzackkurs nach Darwin gelangten.

Stattdessen moechte ich hier einfach einmal Allen danken, welche mir geholfen haben, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen.
Meiner Familie und Freunden dafuer, dass sie an mich geglaubt haben und mich ziehen gelassen haben, dass sie mich unterwegs immer wieder unterstuetzt haben und in Gedanken oder in anderer Form bei und mit mir sind. Ich moechte meinen Freunden in Carnamah danken, dass sie geduldig auf mich warten bis ich ankomme, meinen Freunden in der Schweiz, dass sie ebenfalls geduldig auf mich warten bis ich zurueckkomme. Ja, ich lasse euch alle warten. Aber stellt euch vor, ich wuerde dies nicht tun. Dann haette ich ja nichts zu erzaehlen, dann koennte ich nur ueber das Wetter reden und darueber, wie ich davon traeume, nach Australien zu radeln...
Ganz speziell moechte ich auch Rico und seiner Crew, sowie Bob und seinen Mitarbeiter dafuer danken, dass sie das Unmoegliche fuer mich moeglich gemacht haben, indem sie mich mit ihren Schiffen ueber das Wasser von Port Blair nach Phuket und von Kupang nach Darwin getragen haben. Ich war nicht der einzige, der diese Passagen gesucht hatte. Aber wenige haben sie gefunden, waehrend es fuer mich ganz einfach aufging, ohne dass ich lange warten musste. Ich kam, sah, und jubelte. Ganz herzlichen Dank!
Mein groesster und innigster Dank gilt aber all jenen Leuten, die dies hier gar nie werden lesen koennen, die mir unterwegs aber trotzdem mit ihrer Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft zur Seite standen. Leute, die mich als fremder Reisender einfach so zu einem Tee, zu einer Mahlzeit, oder sogar in ihr Haus zur Uebernachtung eingeladen hatten, Leute, die mir den Weg gezeigt haben, Leute, die mich mit ihrem freundlichen Gruessen, Winken und Laecheln immer wieder motiviert haben. Viele dieser Leute haben so wenig und gaben mir so viel, waehrend ich soviel habe - ein voll beladenes Fahrrad - und so wenig geben konnte. Ohne religioes zu werden, aber moege Gott mir helfen, dass ich diese Grosszuegigkeit in Zukunft genauso bedingungs- und erwartungslos an andere weitergeben kann.

Nun denn, ich bin also in Australien, aber damit bin ich noch lange nicht am Ziel, ich bin noch nicht in Carnamah. Es liegen noch mindestens 6000km vor mir, wovon wohl etwa die Haelfte auf ungeteerten Strassen, durch zwei riesige Staaten Australiens, in denen aber insgesamt weniger Menschen leben als auf Bali allein. Es wird eine andere, nicht minder spannende Reise werden...

 Jimbaran Bay   

24-06-2007 (Benno) 

2h 41min 54sec

Wie feiert man eigentlich, wenn man ein Jahr lang mit dem Fahrrad unterwegs ist?
Eine Flasche Bier aufmachen und gemuetlich auf die Veranda sitzen? Nein, das ist langweilig.
In eine Kneipe stuerzen und eine Runde ausgeben? Waere schon etwas sozialer, aber irgendwie auch nicht mein Ding.
Den hoechsten Berg von Bali erklimmen? Ja, das toent schon mal gar nicht schlecht, aber ich habe meine ersten 1000 Stunden im Sattel schon mit dem Gunung Penanjakan gefeiert, das waere also auch nichts neues mehr.
Ok, wie waers mit einem Marathon? Hm, verlockend, aber ich muss zugeben, dass ich im letzten Jahr vielleicht gerade mal drei mal joggen gegangen bin, nachdem ich mir in Indien ein Paar Laufschuhe gekauft hatte. Ob meine Knien einen Marathon aushalten wuerden?
Na dann, ein Triathlon vielleicht? 1,5km Schwimmen, 40km radeln und 10km rennen? JA! Das ist es! Hab ich zwar noch nie gemacht, aber darum erst recht. Denn radeln kann ich, ein Fahrrad habe ich ja. Laufschuhe und Badehose habe ich auch.
Und, wer haette das gedacht, ein Team aus Kalifornien hatte die Guete, fuer mich heute den ersten Internationalen Bali Triathlon zu organisieren (Danke Robb & co.!). Also nichts wie los!

Da ich am Mittwoch bereits in Bali angekommen war, ging ich am Donnerstag auch gleich mal 20 Minuten joggen. Auch das Laufen will ja trainiert sein. Am Freitag konnten wir mit Polizeieskorte den Radparcours probeweise abfahren. Mit Blaulicht ging es bei Rot ueber die Kreuzung, 25 Radfahrer hintennach. War schon fast eine kleine Velodemo. Danach, damit auch nichts schiefgehen kann, wurden unsere Fahrraeder und die Fahrer von einem Balinesischen Priester gesegnet. Am Nachmittag wurde ein kurzes Gruppenschwimmen organisiert, wo ich auch gerne teilnahm, schliesslich soll ja auch das Schwimmen vor so einem Anlass noch etwas trainiert werden. Am Abend dann eine Willkommensparty, wo sich die Triathleten gegenseitig kennenlernen konnten, bevor es ernst wird. Dafuer gab es allerdings auch am naechsten Tag noch Gelegenheit bei einem Abendessen mit Spaghetti-Buffet, nachdem die Laeufer ihre Nummern und Bademuetzen abgeholt hatten und ueber den Ablauf des Rennens informiert wurden.

Und heute hatte ich also waehrend genau 2h 41min und 54sec mein Jubilaeum gefeiert, schwimmend, radelnd und rennend. Und Johnny war natuerlich dabei, ausser beim Schwimmen, er ist wasserscheu.

Vielleicht auch deshalb war Schwimmen nicht meine beste Disziplin, diplomatisch ausgedrueckt. Waehrend den 1,5km wurde ich also kurzerhand zum Brustschwummspezialist, und schaffte es, nach ueber 36 Minuten doch nicht als letzter aus dem Wasser zu steigen. War dann aber sehr froh, endlich auf mein Fahrrad springen zu koennen. Zugegeben, das schwerste Fahrrad, welches am Rennen teilgenommen hat, selbst ohne Gepaeck. Dafuer stand Johnny auf dem Lenker und feuerte mich an. Und welche Freude, als es ploetzlich ein wenig bergauf ging und vor mir ein Feld von Radfahrer keuchend hochschleichen. Tja, nach meinem Intensiv-Training am Gunung Penanjakan radelte ich mit meinem Stahlross locker an ihnen vorbei und machte damit wieder ein paar Positionen wett. Im Flachland versuchte ich dann vor allem meine Position zu halten, und so hatte ich nochmals knapp 78 Minuten spaeter auch die 40km radeln hinter mir, stellte mein Fahrrad hin, band Johnny los vom Lenker, und zu zweit machten wir uns auf die letzten 10km zu Fuss. Da begann fuer mich der Spass wirklich, ich rannte an allen vorbei. Naja, fast allen. 40km Radeln machen mich offenbar einfach nicht mehr muede. Nach 43 Minuten hatte ich also auch diese 10km abgetreten und stuerzte nach den letzten paar Meter auf dem Sand voller Freude ueber die Ziellinie am Strand von Jimbaran. Wahnsinn! Platz 32 von etwa 180 Teilnehmer. Um weniger als 10 Minuten hatte ich einen Podestplatz in meiner Kategorie verpasst. Fantastisch! Der erste Triathlon in Bali war auch mein erster Triathlon. Ein Riesenerfolg. Aber ganz vorbei ist es noch nicht. Ich freue mich auf die Cocktailparty heute Abend, um mich von den Mitathleten, eine lustige Sammlung von Expatriierten (Amerikaner aus Singapur, Australier aus Thailand, Neuseelaender aus Shanghai, Hollaender aus Nordthailand, Amerikaner aus Kuala Lumpur, Suedafrikaner aus Indonesien, zwei Deutsche aus Bali, ja und sogar einen Schweizer aus Sydney habe ich am Schluss noch getroffen), wieder zu verabschieden.
Und vielleicht gibts dann doch noch irgendwo eine Roesti mit Bier...:)...

 Bali   

21-06-2007 (Benno) 

Freude herrscht! Noch vor Jahresfrist und nach einem langen Schlussspurt durch Sumatra und Java bin ich in Bali angekommen. Während Eer 1000 Stunden haben sich die Räder des roten Velos gedreht und mich 18000km Eer die Strassen Europas und Asien getragen.

Die Art wie mich Bali empfangen hat, liess allerdings zu WEschen Erig. Bali bedachte mich mit dem dritten verregneten Velotag seit ich in Basel losgeradelt bin. Aber, so ging es mir bald durch den Kopf, vielleicht war es ja gar nicht Bali, dass mich mit diesem Regen begrEste. Vielleicht war es Asien, dass sich, wie schon die Schweiz bei meinem ersten Regentag von Zernez nach Mustair, traurig von mir verabschiedete. Ob das also heisst, dass ich hier ein Schiff finden werde, welches mich nach Australien trägt? So ging mir denn auf der langen und nassen Fahrt von Gilimanuk nach Kuta der ganze Weg, den ich in Asien durchgeradelt bin durch den Kopf. Es war nicht immer einfach, aber rückblickend doch schlicht und einfach fantastisch. Asien war mir sehr wohlwollend gesinnt, und auch ich bin ein bisschen traurig, diesen vielseitigen, farbigen Kontinet demnächst zu verlassen. Der Regen passt, es muss sein.

In Kuta angekommen, wird am Tisch neben mir wieder Schweizerdeutsch gesprochen. Kuta ist nett, aber auch hier habe ich eben Asien eigentlich schon verlassen. So ging ich heute morgen nicht nur joggen, sondern auch gleich einmal bei der Bali Marina vorbei um mich umzuschauen. Es ist entgegen meiner Erwartung ein eher kleiner Hafen, grossteils eine Baustelle, und nicht sehr übersichtlich. Nicht wenige Boote liegen am Steg oder weiter draussen vor Anker. Aber ob diese nur auf der Durchreise sind, oder zu einem lokalen Reiseveranstalter gehören, lässt sich kaum herausfinden. Zwei Yachten segeln demnächst nach Singapur, eine nach Malaysia, das ist fast alles, was ich herausfinden konnte. Und dann war da noch diese Notiz auf dem schwarzen Brett, wo ich meinen Flyer "Are you sailing to Australia" aufhängte. Ein Schweizer, 30 Jahre, sucht Ende Juni ein Schiff nach Australien. Da wären die Schweizer also wieder einmal unter sich. Angebotsseitig konnte ich nur eine Notiz eines Singapurseglers finden. Aber ich bin ja erst gerade angekommen, und möchte sowieso nicht sofort wieder weg von hier... Ach ja, nicht unwesentlich: Auch das Fonduestübli habe ich bereits gefunden.

Der letzte Abschnitt von Java, also von Yogyakarta nach Bali war ebenfalls spektakulär. Unterwegs nach Solo versuchte ich die Hindutempel in Prambanan, kehrte ihnen dann aber doch unbesehen den Rücken, weil ich nicht 90'000 (Fr. 13.-, mein Tagesbudget hier) statt 8000 Rupiahs bezahlen wollte, nur weil ich Ausländer bin. Diese Preisdiskriminierung ist wahrlich ein Thema für sich. In Borobudur hatte ich die 99'000 statt 9000 leer schluckend bezahlt, in Prambanan, so dachte ich mir, müssen sie eben auf meinen nächsten Besuch in Indonesien warten, wenn sie mit 8000 nicht zufrieden sind.

In Solo stellte ich dann fest, dass das, was mich noch von Bali trennt, nichts anderes ist als eine Kette von sechs sorgfältig aufgereihten Vulkanmassiven, die alle bis auf einen über 3000m in den Himmel ragen. Drei Tage lang rückte ich also Tag für Tag um einen Vulkan vor, indem ich einfach südlich drumrumfuhr bis nach Malang. Dort suchte ich etwas verzweifelt eine detaillierte Karte, am liebsten mit Höhenkurven, vom nächsten Vulkanmassiv, dem Bromo/Semeru-Massiv. Denn, so haben mir viele gesagt, und so konnte ich es auch im Reiseführer nachlesen, das sei spektakulär, das lohnt sich. Ja, aber ich bin mit einem beladenen Fahrrad unterwegs, meine lieben Leute.

Der Bromo (2340m) ist ein kleiner aktiver Vulkan, dessen Krater sich in einem riesigen Krater von etwa 10km Durchmesser eines alten Vulkanes befindet. Der Boden des äusseren Kraters ist sandig, und wird darum sinngemäss als Sandmeer bezeichnet. Der äussere Kraterrand erhebt sich beim Gunung Penanjakan auf 2776m Höhe, von wo aus man nicht nur eine wunderschöne Aussicht auf den dauerrauchenden Bromo, sondern im Hintergrund auch noch auf den Semeru, ein etwa 3600m hoher Vulkan, der im Halbstundentakt ebenfalls eine dicke Rauchwolke ausstösst. So.

Ich konnte keine zuverlässige Karte finden, die zuverlässigste Information, die ich erhielt, war, dass es sehr steil ist. Die Zufahrtsstrassen sind überall etwas anders eingezeichnet. Aber von Nordwesten her soll eine geteerte Strasse bis auf den Penanjakan führen. Das muss also machbar sein, ich radelte also los über Lawang nach Purwodadi, wo ich abbog Richtung Bromo. Ich will am ersten Tag nach Wonokitri, auf ca. 2000m vermute ich. Während 20km ging es dann wie erwartet hoch, und nicht so steil, wie alle gesagt haben. Danach ein Süppchen auf 1200m und weiter geht's. Plötzlich steil, sehr steil. Aber es hat fast kein Verkehr, ich nutze die ganze Breite der einspurigen Strasse und fahre im Slalom hoch. Knapp 10km und ein Süppchen später bin ich auf 2130m. Und juhui, es geht wieder runter nach Tosari, 1800m. Nach einer Portion Reis und einem zirkusartigen Strassenspektakel mache ich mich auf die letzten 3km hoch nach Wonokitri. Ich möchte möglichst weit hinauf, am liebsten noch auf 2000m, lasse also die ersten paar Homestays aus. Die Leute bestätigen immer wieder, dass es weiter oben noch mehr Homestays gibt. Als ich aber am Ortsrand ankomme, merke ich, dass sie nicht an Gasthäuser in Wonokitri dachten, sondern an Cemoro Lawang, wo Touristen üblicherweise hochkommen, aber dafür müsste ich in den äusseren Krater und durch das Sandmeer. Mit einem Jeep kein Problem in einer Stunde, aber irgendwie haben die Leute nicht begriffen, dass mein Fahrrad keinen Motor hat, zudem möchte ich zuerst auf den Penanjakan. Aber runter ins Dorf möchte ich auch nicht mehr, also radelte ich weiter hoch, in der Hoffnung, dass doch noch etwas kommt, und wer auch immer ich fragte, alle nickten, ja, da gibt es Unterkunft, und alle meinten Cemoro Lawang, trotz meinen Versuchen, zu erklären, dass ich da nicht hinmöchte. Ob es in Dingklik eine Unterkunft gäbe. Ja, sagen alle.

Das schöne war, nach einer weiteren Stunde erreiche ich den Kraterrand bei Dingklik und blicke kurz vor Sonnenuntergang auf das wunderschöne Panorama mit dem Sandmeer und den Vulkankrater runter. Aber Dingklik ist nicht ein Ort, sondern nur der Name der Kreuzung. Hier geht es entweder in den Krater runter, oder zum Penanjakan hoch. Wieder frage ich ein paar Indonesier nach Dingklik, und sie weisen mich Richtung Penanjakan. Noch 5km. Ich mache mich also auf den Weg, und als ich plötzlich ein dichter Wald von Fernmeldemasten über mir sehe, begreife ich, die redeten alle vom Penanjakan. Die Sonne ist untergegangen, hier wird es schnell dunkel. Ich bin auf 2600m und beschliesse mein Zelt in einer Ausbuchtung am Strassenrand aufzustellen. Flach ist es hier nirgends.

Noch 180 Höhenmeter bleiben mir für den Morgen, und weil der Sonnenaufgang so schön sein soll, beschliesse ich, früh aufzustehen, und ganz nach oben zu radeln. Ich stelle den Wecker auf vier Uhr. Aber das wäre nicht nötig gewesen, denn ziemlich genau ab vier Uhr fährt ein Jeep nach dem andern, zwischendurch ein paar Motorräder, an meinem Zelt vorbei und lösen mein Lichtproblem. Da muss es ein riesiger Parkplatz haben, denke ich, als ich in der Dämmerung die letzen 1,6km zurücklege. Es hat keinen Parkplatz, aber sicher gegen 100 Jeeps stehen auf den letzten 300m beidseits der Strasse Spalier.

Ich lasse mir Zeit und geniesse die Aussicht. Als ich mich wieder auf den Weg runter mache, sind fast alle Leute und Fahrzeuge schon wieder weg. Zurück nach Dingklik und in den Krater, ins Sandmeer. Wie mir gesagt wurde ging es in den Krater steil runter, sehr steil. Mit 8km/h arbeite ich mich bremsend bergab. Es ist zu steil, schneller wäre gefährlich. Bergauf hätte ich keine Chance, selbst schiebend wäre es kaum zu schaffen. Ich hoffte, dass es durch den Sand einigermassen gehen würde, und es ging. Ich hatte mir zwar schon ausgemalt, wie ich einem Jeepfahrer sagen würde, dass er mir doch ein Pferd aus Cemoro Lawang schicken soll, um mein Fahrrad zu verladen. Aber es war nicht nötig, ich konnte vorsichtig radeln, zuweilen musste ich dann doch schieben, aber die 3km zum Bromokrater brachte ich bald hinter mich. Einen Blick rein in den Krater, faszinierend, und wieder schiebend/fahrend durch den Sand rüber zum Kraterrand bei Cemoro Lawang. Auch hier ist die Strasse zu steil, ich schwitze mich schiebend die unbefestigte Strasse hoch (wird zur Zeit betoniert), aber es sind nur knapp 150 Höhenmeter. Eigentlich wollte ich ursprünglich da übernachten, um am nächsten Morgen nochmals 10km durch das Sandmeer, und über Ranupani südöstlich den Bromo wieder zu verlassen. Aber es war erst Mittag, und ich beschloss, mich noch heute weiter über das Sandmeer zu machen. Der mühsame Aufstieg nach Cemoro Lawang hat sich also wenig gelohnt, nur für eine Portion Reis.
Drei Stunden gab ich mir Zeit, für die 10km durch das Sandmeer und wieder den Krater hoch. Nach 2km mehrheitlichem Schieben, gab es aber wieder etwas Vegetation, und der Sand war hart genug um zu radeln. Doch auch im Süden ist der Kraterrand wieder sehr steil, und dort schiebe ich dann auch wieder, trotzdem stand ich bereits nach 2 Stunden wieder auf dem Kraterrand und plötzlich im Wald. Wolken verdecken mir leider die Sicht auf den Semeru. Die Strasse nach Ranupani verläuft dann ein paar Kilometer auf dem Kraterrand. Links und rechts fällt es steil ab, es bietet sich eine schöne Aussicht auf das Sandmeer, den Weg wo ich hergekommen bin. Es geht nochmals hoch auf 2500m und dann endlich runter nach Ranupani. 4,5 Stunden hatte sich an diesem Tag mein Fahrrad bewegt, dabei knapp 500 Höhenmeter verloren, trotzdem hatte ich gerade mal 34km zurückgelegt, Durchschnittsgeschwindigkeit 7,7km/h. Das Gebiet um den Bromo ist nicht wirklich Fahrradgelände, trotzdem ist es wunderschön, faszinierend, und einfach fantastisch. Keine Minute habe ich den Schweiss bereut, den mich dieser Ausflug gekostet hat.

Und der nächste Tag bot nochmals einen Leckerbissen für sich. Eine schmale Strasse, 2m breit 20km lang führt von Ranupani runter durch den tropischen Wald des Bromo-Semeru-Nationalparks. Was für ein Gegensatz zum Sandmeer! Ich staune über die Vielfalt dieses Waldes. Diese Architektur der Natur, denke ich, wie sie doch oft verkannt wird. Wir staunen über die Reliefs und Ornamente am Borobudurtempel, aber die Ornamente und Strukturen, welche hier die Natur schafft, sind schlicht und einfach unübertrefflich.

Am Abend des folgenden Tages erreichte ich die Fähre nach Bali...

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