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so zu sagen
Carnamah
| 24-12-2007 (Benno) |
Schöne Weihnachtszeit und ein gutes Neues Jahr!
blühender Weihnachtsbaum in Carnamah |
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Carnamah
| 05-12-2007 (Benno) |
Diashow:
Cycling from Switzerland to Carnamah
Bilder von meiner 16-monatigen Reise mit dem Fahrrad durch 17 Länder, über 3 Kontinente, von Basel nach Carnamah
Mittwoch, 5. Dezember 2007
Carnamah Bowling Club
19.30 Uhr |
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Carnamah
| 26-10-2007 (Benno) |
Juhuuuuuu!!!! Kaum zu glauben, nach 70 Wochen und 25336 Kilometer bin ich in Carnamah auf der Central Downs Farm angekommen. Einfach hier, am Ziel, einfach angekommen. Maureen und Ian in die Arme genommen, und meine Schwester Senta, die hier ebenfalls auf mich wartete. Meine Reise nach Carnamah ist vorbei, aber nicht Meine Reise. Es gibt vieles zu erzählen, zuerst einmal von Mensch zu Mensch und dann auch hier auf dem Internet... |
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Kalgoorlie
| 05-10-2007 (Benno) |
Leonora ist wenig mehr als Laverton, und trotzdem hat es einen ganz anderen Charakter. Es ist nicht ein Am-Ende-der-Strasse-Dorf, sondern eben ein Strassendorf schlechthin, das sich im wesentlichen dem Goldfields Highway entlangzieht. Von hier aus führt der Asphalt in drei Richtungen, östlich richtung Laverton, von wo ich herkomme, nördlich über Leinster, das wäre der kürzeste Weg nach Carnamah oder südlich nach Kalgoorlie, das Zentrum der Goldregion, von wo es weiter geht nach Perth, wo ich vor Carnamah noch hin möchte.
Nach dem Schlachtfeld zwischen Laverton und Leonora, wo über tausend mehr oder weniger gut erhaltene Überreste von ehemaligen Känguruhs Spalier standen, ist mir die Lust nach Asphalt aber schon wieder vergangen. Die Spuren der Tiere im Strassensand, überlege ich mir, waren mir doch lieber als deren Kadaver am Strassenrand. Also wende ich mich mit meinem Fahrrad eben Richtung Westen. Da gibt es eine ungeteerte Strasse, die mich in einem grossen Bogen mit einem Umweg von rund 100 km um den Lake Ballard, ein grosser Salzsee, nach Menzies bringt. Der Umweg lohnt sich eigentlich alleine schon wegen der Ausstellung „Inside Australia“, das sind etwa 50 menschliche Skulpturen, die ein englischer Künster in diesen Salzsee platziert hatte, und welche dieser grossen weissen Fläche einen faszinierenden Akzent geben. Aber auch die Strasse an und für sich lohnt sich, es ist eine schmalere und kleinere Strasse als die Great Central Road, hat genauso wenig oder noch weniger Verkehr, und ist in ausserordentlich gutem Zustand (hart). Auf den letzten 50km vom Lake Ballard nach Menzies wird die Landschaft hügelig und erinnert mich irgendwie an Schottland. Dann fahre ich nochmals an einem weissen Salzsee vorbei. Eigentlich hübsch, denke ich auch hier, aber wie erfrischend wäre es doch, wenn es in diesen Seen Wasser drin hätte und satte grüne Wiesen an dessen Ufer statt der trockenen roten Erde. Dann wäre es wie zuhause, denke ich. Es hätte Menschen, Häuser, Wege um den See. Ich male mir die Landschaft aus, stell mir vor, wie ich ein Bad nehme, oder einfach auf dem Gras liege, und mich vom Anblick des Wassers erfrischen lasse, ein paar Boote auf dem See, Stege, die ins Wasser führen. Bei diesen Gedanken kommt ein klein bisschen Heimweh auf. Aber hier ist Australien. Niemand ist mehr da. Nur hin und wieder erinnert eine Tafel daran, wo einmal ein Ort mit Leben war, wieviele Läden und Hotels es gab vor hundert Jahren, als hier Gold gefunden wurde. Das Gold ist weg, und auch die Leute sind wieder verschwunden. Die Gegend ist zu trocken, zu unwirtlich, die Seen haben eben kein Wasser.
In Menzies komme ich wieder auf den Goldfields Highway. Die Tankstelle gleich um die Ecke ist geschlossen, „zu verkaufen“ lese ich auf einem Schild. Das Hotel mit Bar nebenan ist zwar offen, aber auch zum Verkauf ausgeschrieben. Das Rathaus ist auch zu, es ist ein Feiertag, aber erleichtert stelle ich fest, dass es offenbar noch nicht zu verkaufen ist. Viel mehr gibt es hier nicht, der Caravanpark wirkt sehr improvisiert, so dass ich mir überlegte, gleich weiterzuradeln, den Ort zu ignorieren und mein Zelt irgendwo im Busch aufzustellen, vielleicht neben einer Tafel, die sagt, dass da einmal ein Ort war. Ich entschliesse mich dann aber doch zu bleiben, und am Abend ein wenig die lokale Wirtschaft, beziehungsweise das Wirtschaftslokal zu unterstützen.
50km nach Menzies begrüsst mich ein Schild: „Willkommen in der Stadt Kalgoorlie“, Bevölkerung 30488, Fläche 95230km2. Einwohnermässig also ein wenig grösser als Frauenfeld oder Riehen, flächenmässig aber mehr als doppelt so gross wie die Schweiz. Ich versuche mir eine ähnliche Bevölkerungsdichte in Europa vorzustellen. Das muss lange her sein.
40km nach dem Schild kommt dann das erste Haus, die Broad Arrow Tavern. Ein historisches Wellblechgebäude aus dem Jahr 1896. Broad Arrow war auch einmal ein Ort, hatte um 1900 über 1000 Einwohner, eine Goldmine, einige Läden, eine Bank, drei Hotels und zwei Brauereien, wie man auf einem Schild liest. Und gemäss meiner neusten Lektüre ("the bicycle and the bush", Jim Fitzpatrick) gab es hier sogar einmal eine Fahrradvereinigung und mindestens eine Lokalzeitung. Die gemütliche Taverne und ein grosser Wassertank, welcher früher die Dampflokomotiven mit Wasser versorgte, sind aber das Einzige, was neben der Strasse und der Bahnlinie noch übrig geblieben ist. Ich lasse mich mit einer Portion Fish & Chips und einem Ginger Ale verwöhnen, bevor ich mich auf die letzten 40km nach Kalgoorlie aufmache, die zweite Stadt Australiens seit ich Darwin verlassen hatte, nach über 5000km. Und zum ersten mal sehe ich hier einen Wegweiser, auf welchem Perth angeschrieben steht...
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Laverton
| 27-09-2007 (Benno) |
Laverton ist kein grosser Ort. Es hat etwa 500 Einwohner, und weitere 1500 in der Umgebung, wobei mit Umgebung ein Gebiet grösser als die Schweiz gemeint ist, ein Postamt, eine Polizeistation, Eine Telecenter mit Bibliothek, einen Supermarkt, eine Tankstelle und ein Zeltplatz, der zwar nicht gross ist, aber irgendwie trotzdem überdimensioniert wirkt.
In Laverton gibt es nichts zu sehen, es liegt mitten im Nirgendwo, und doch am Ende der Strasse, egal woher man kommt.
Kommt man vom Westen, dann kommt man von Leonora, dem nächstgelegenen Ort, 124km weit entfernt und einwohnermässig kaum grösser als Laverton. Und Laverton ist dann eben dort, wo der Asphalt zu Ende ist, denn östlich von Laverton gibt es nur noch Wüste.
Kommt man vom Osten, dann hat man über 1000km zurückgelegt auf einer abwechslungsweise mal sandigen, staubigen, dann wieder steinigen Strasse, im besten Fall von der Qualität eines Schweizer Naturradweges, im schlimmsten Fall von der Qualität eines durchschnittlichen Mittelmeerstrandes. Beides allerdings zumeist in der Farbe rot. Das ist die Great Central Road, oder auch Outback Highway genannt. Auch diese Strasse ist in Laverton zu Ende, denn hier beginnt wieder der Asphalt.
Aber eines ist bemerkenswert an Laverton. Nämlich sein Name. Laverton entstand, wie die meisten Orte im weiten Umkreis von hier, nachdem hier 1896 Gold gefunden wurde. Viele Orte sind wieder verlassen, und zu Geisterstädten verkommen. Laverton hatte das Glück, dass in den 60er in der Nähe auch Nickel gefunden wurde.
Laverton wurde also zu Ehren von Dr Charles Laver benannt, der 1896 ebenfalls hierher kam um nach Gold zu suchen, sich aber einen Namen gemacht hat, nicht nur wegen seiner ärztlichen Dienstleistungen, sondern auch... weil er mit dem Fahrrad hierhergekommen ist! (von Coolgardie, 400km südwestlich von hier). Ich bin also bei weitem nicht der erste Radfahrer, der über Stock und Stein nach Laverton gelangt. Das haben Andere schon vor 111 Jahren geschafft.
Aber mit dem Fahrrad von Osten über die Great Central Road zu kommen, ist noch immer ein schönes und spannendes Abenteuer und ein faszinierendes Outback-Erlebnis.
In Yulara, dem privatisierten Ayers Rock Resort, gibt es die letzte Gelegenheit, grosse Einkäufe zu machen. Für zwölf Tage kaufte ich mir also Essen ein und packe etwas über 20 Liter Wasser auf mein Fahrrad bevor ich mich auf den Weg mache. Bis nach Kaltukatjara (Docker River) sind es 232 Kilometer, erst dort gibt es wieder Wasser. Die Strasse dahin sei zwar schlecht, aber mit einem Fahrrad würde ich schon klarkommen, mein einziges Problem wird der Wind sein, meinte der Polizeibeamte in Yulara zuversichtlich, als ich ihm zur Sicherheit und der Form halber mein Reiseprogramm nach Laverton übergebe. Offiziell braucht man ein Geländefahrzeug mit Vierradantrieb um nach Kaltukatjara zu gelangen. Wenige Kilometer nach Kaltukatjara kommt die Grenze zu Westaustralien, dort sei die Strasse dann wesentlich besser. Zudem sollen täglich immerhin etwa 10 bis 15 Fahrzeuge auf dieser Strasse unterwegs sein, also genug Verkehr um im Notfall aushelfen zu können.
Früh am Morgen radle ich los. Den obligatorischen Helm hinten auf das Gepäck gebunden, auf dem Kopf und um Mund und Nase gewickelt mein Wüstentuch aus Balutschistan, um Wasser zu sparen (bis zu 2 Liter pro Tag) und um mich vor der Sonne zu schützen. Kaum habe ich Yulara verlassen kommt mir ein Polizeifahrzeug entgegen und verlangsamt. Der Beamte am Steuer zeigt mit dem Finger auf mich und ruft mit ernster Stimme: "Have a good day!" (Habe einen guten Tag!)
Die ersten 51 Kilometer bis Kata Tjuta (die Olgas) sind geteert. Und dann geht es los, sandig und mit wellblechartigen Verwehungen, wie ich sie schon von der Tanami Road kannte. Aber es geht. Doch dann bleibe ich plötzlich immer wieder im Sand stecken, rette im letzten Moment mit aller Kraft das schwer beladene Fahrrad vor dem Umfallen, schiebe es zurück dahin, wo ich den Sand hart genug vermute, oder schiebe es weiter, bis die Strasse wieder hart genug ist.
Doch plötzlich sehe ich nur noch Sand vor mir. Ich atme tief durch und stemme meine 60kg Körpergewicht gegen die wohl über 80kg meines Fahrrades, um es durch den weichen Sand zu schieben. Nach ein paar hundert Meter halte ich kurz inne, trinke einen Schluck, und schiebe weiter. Es sind noch über 1000km nach Laverton denke ich, und ich habe keine Ahnung, wie die Strasse wirklich aussehen wird. Aber ich bin zuversichtlich, auch wenn ich weiss, dass ich so mit grösster Anstrengung höchstens drei Kilometer pro Stunde schaffen würde. Plötzlich habe ich es satt, ich mag nicht mehr. Es ist halb sechs und ich beschliesse, abseits der Strasse zwischen den Spinifexbüscheln mein Zelt aufzustellen, eine Mahlzeit zu kochen, und am nächsten Morgen mit ein paar Kilo weniger und frischen Kräften weiterzuschieben.
Am Tag darauf wird die Strasse nach 500 Meter schon wieder härter. Ich könnte radeln, traue der Sache aber noch nicht so ganz, sondern geniesse zuerst mal, dass das Fahrrad wieder wie von selbst rollt. Dann radle ich doch wieder, und dann schiebe ich wieder. Ich radle, ich schiebe, ich radle durch die blühenden Wüstenlandschaft, durch bezaubernde Wälder von Wüsteneichen, dem einzigen Hochstammbaum der hier wächst, durch Busch- und Graslandschaften, bewohnt von Vögel und Reptilien, bis ich am Abend wieder im Sand stecken bleibe, und wieder mein Zelt aufstelle.
Am dritten Tag geht es plötzlich erstaunlich flott. Die Strasse wird hart, wie gebrannter Lehm, ein Rückenwind trägt mich noch vor Mittag bis nach Kaltukatjara, eine Aboriginal Gemeinde, wo man ohne Spezialbewilligung nur den Laden besuchen darf. Da verwöhne ich mich, mit kühlem Getränk, Eis, Kuchen, Wurst im Blätterteig, kaufe mir frisches (lies: gefrorenes) Brot und Früchte ein, fülle mein Wasservorrat auf, bevor ich mich wieder auf den Weg mache Richtung Westaustralien. Gemäss meiner Permits muss ich heute über die Grenze. Die Strasse führt durch zwei Aboriginalgebiete, für die man spezielle Permits braucht, eines für die Nordterritorien, eines für Westaustralien. In Westaustralien wird die Strasse tatsächlich besser. Viel besser, steiniger, harter, eine Naturstrasse vom Schönsten und auch die Landschaft ist vom schönsten mit den eindrücklichen Petermanns Ranges und dem Schwerin Mural Crescent, zwei alten langen Gebirgsketten, durch welche sich die Strasse bewegt. Und plötzlich ein paar ausgetrocknete Flussbetten und sogar Eukalyptusbäumen. Ich staune. Unterwegs sehe ich immer wieder die Spuren von Dromedaren, und kurz bevor ich im Bett des trockenen Giles Creek mein Zelt aufstelle sah ich auch noch eine Gruppe Dromedare. Dromedare sind nicht heimisch in Australien, aber seit etwa hundert Jahren gibt es solche die wild leben. 1990 soll es 30 000 wilde Dromedare gegeben haben, mittlerweile etwa 200 000 und bis 2020 rechnet man mit einer Million wilder Dromedare, welche in diesem Masse einen beträchtlichen Schaden anrichten, indem sie die Vegetation zerfressen und die Wasserlöcher plündern oder verschmutzen.
Ich hatte gerade mein Abendessen zu Ende, es wird dunkel, da höre ich ein seltsames Geräusch im Busch unweit von mir. Ich hole die Lampe aus dem Zelt, und leuchte die Umgebung ab. Da sehe ich, wie ein Schatten vorbeihuscht, und kurz funkelt mir ein Augenpaar entgegen... Ein Dingo!
...und jetzt schliesst das Telecenter, und ich muss meinen Bericht hier unterbrechen... bis zum nächsten mal! |
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